Radebeuler Haushalt 2024: Falsche Prioritätensetzung und Fehlinvestitionen
Man soll ja mit den positiven Sachen beginnen:
Wir kommen mit diesem Haushalt weiter mit dem Neubau der Feuerwehr in Ost und auch der Hort der GS Oberlößnitz wird dieses Jahr höchstwahrscheinlich in Angriff genommen. Das ist gut, denn immerhin ist der Hort auch ein langjähriges Projekt gewesen, dass 2021 ernster angegangen wurde und seitdem jedes Jahr als Investitionsschwerpunkt in den Haushaltssatzungen auftaucht. Auch die 270.000€ für die Vereinsförderung möchte ich nicht unerwähnt lassen, da ich auch das begrüße.
Aber es gibt leider eben vielfältige Kritikpunkte, die ich nicht unkommentiert lassen will, auch wenn sie andere nicht gefunden haben.
Der größte Kritikpunkt ist für mich immer noch und jedes Jahr wieder, bis sie neu steht, die OS Kötzschenbroda. Die ist zwar, wie im letzten Jahr auch, als Investitionsschwerpunkt genannt, allerdings erneut nur unter Vorbehalt der Fördermittel. Schon in der letzten Wahlperiode war die Schule ein Schwerpunkt der Planungen im Stadtrat, als sich besorgte Eltern an den Stadtrat gewandt hatten. Seitdem hat sich am Zustand der Schule nur wenig geändert. Die Gefahr durch herabstürzende Platten im Eingangsbereich wurde damals zwar schnell behoben, aber eine Priorisierung der Sanierung der Schule wurde nicht vorgenommen. Das Ganze ist nun über fünf Jahre her und es ist sehr schade, dass wir es als Stadt nicht geschafft haben, eher in die Schulsanierung zu investieren. Ein weiteres Herauszögern der Baumaßnahmen über 2024 heraus wäre für meine Partei nicht akzeptabel.
Wie schnell eine Priorisierung erfolgen kann, sehen wir stattdessen am nun innerhalb weniger Jahre in den Haushaltsplan aufgenommenen Neubau des Empfangsgebäudes für das Karl-May-Museum. Es scheint also keine Frage der finanziellen Mittel zu sein, sondern eine Frage des Willens. Wie schon letztes Jahr wiederhole ich auch heute: Ich bin nicht gegen das Karl-May-Museum. Allerdings frage ich mich weiterhin, ob die Investition in ein Empfangsgebäude tatsächlich die richtige Maßnahme ist, während wir eine stark baufällige Schule und Schwimmhalle scheinbar nicht sanieren wollen und den schon in der letzten und vorletzten Wahlperiode geforderten dritten Sportplatz hab ich da mal freundlicherweise noch ausgelassen. Aber vielleicht ist es auch die Hoffnungslosigkeit, dass sich bei dem Thema je was ergeben wird. Ich hatte dazu bereits letztes Jahr ausführlich etwas gesagt und vorgeschlagen, der Vorschlag wurde leider nicht verfolgt.
Der dritte Kritikpunkt ist für mich die mangelnde Steuerungsfunktion für uns Rät*innen. In den meisten Kommunen ist es üblich, in ihren Haushaltsplänen Schlüsselprodukte festzulegen, durch die eine bessere Schwerpunktsetzung möglich wäre. Hier hätten wir schon zu Beginn der Wahlperiode im Jahr 2019 die OS Kötzschenbroda oder auch eine Sanierung oder einen Neubau der Schwimmhalle aufnehmen können. Diese wird immer drängender. Je länger wir brauchen, hier zu einem Baubeginn zu kommen, desto höher werden die Baukosten werden. Wir hätten eigentlich schon vor zehn Jahren anfangen müssen, wodurch wir jetzt in einer weitaus besseren finanziellen Situation für eine Sanierung gewesen wären. Dass die Schwimmhalle in den 80er Jahren gebaut wurde, und langsam etwas baufällig werden könnte, hab ich schon 2002 und 2003 während meines Schwimmunterrichts dort gemerkt. Wegen des heutigen baulichen Zustandes haben wir als LINKE Anfang 2020 ja auch einen Antrag gestellt, das Thema in die Bürgerschaft zu bringen. Dadurch wäre es auch Nutzerinnen und Nutzern der Schwimmhalle möglich gewesen, Rückmeldungen zu geben. Es ist zwar löblich, dass wir die Zuschüsse an die sbf kontinuierlich einrechnen, aber wenn es uns als Stadt tatsächlich wichtig ist, die Schwimmhalle zu erhalten, und das sollte es, müssen wir auch hier endlich stärker priorisieren. Es zeigt sich, wie wichtig es in der nächsten Wahlperiode sein wird, klare Schlüsselprodukte festzulegen, an denen wir uns als Rätinnen und Räte über die gesamte Wahlperiode hinweg orientieren können.
Ein letzter Kritikpunkt ist nur anmerkender Natur und bezieht sich auf die Schlussfolgerungen im Haushaltsvorbericht. Ich verstehe, dass die Verwaltung möglichst wirtschaftlich denken soll. Allerdings würde uns als Stadt hier der strategische Weitblick fehlen, wenn durch mangelnde Geburten Kindergärten geschlossen werden sollen. Warum? Zum einen, weil der Betreuungsschlüssel sowieso angepasst werden muss, also weniger Kinder auf eine Betreuungsperson kommen sollten. Ob das klappt, wird sich wohl erst nach den Landtagswahlen im September zeigen können. Zum anderen aber, weil Kindergärten ein Attraktivitätsfaktor für eine Stadt sind, in der sich junge Familien, die wir ja brauchen und die sowieso schon mit den hohen Mieten und der Suche nach ausreichend großen Wohnungen zu kämpfen haben, ansiedeln wollen. Wenn nun im Vorbericht angemerkt wird, das Kitas mittelfristig geschlossen werden müssten, und das ist ja in den letzten Jahren bereits geschehen, bereitet mir das arge Bauchschmerzen.