Warum streicht die Stadt den Kita-Zuschuss?
Wenn man in den letzten Wochen die Presse aufmerksam verfolgt hat, stellt sich die Frage, wo Radebeul seine Prioritäten setzt. Noch vor wenigen Wochen kündigte die Stadt einen Haushaltsüberschuss von 4,7 Millionen Euro an und erklärte diesen Mehreinnahmen im Gewerbesteuerbereich. Kurze Zeit später erschien jedoch ein Artikel, dass man den Zuschuss für das Mittagessen in Kindergärten streichen würde. Zwar in 3‑Jahres-Schritten, beginnend 2017, aber dennoch. Das Landratsamt sei schuld, denn der Landesgesetzgeber sieht das so vor.
Der Aufschrei vieler Eltern erfolgte berechtigterweise sofort und auch ich hatte vorschnell die Schuldigen bei der Stadt ausgemacht. Allerdings landet die Kritik beim Falschen. In §15 Absatz 6 des Sächsischen Kita-Gesetzes steht:
“Nehmen die Kinder an der Essenversorgung teil, haben die Erziehungsberechtigten neben dem Elternbeitrag einen Verpflegungskostenersatz zu entrichten.” (Quelle: §15 SächsKitaG)
Der Stadt fehlen hier also tatsächlich die rechtlichen Grundlagen. Wenn die Eltern wollen, dass Kinder an Kindertagesstätten in Sachsen kostenlose Mittagessen bekommen, sollten wir als LINKE bei der nächsten Landtagswahl ganz genau solche Dinge artikulieren, denn DIE LINKE war da immer ganz vorn dran.
Doch für Radebeul gibt es sicher kreative Lösungen. Wenn man sich ausrechnet, wie viel eine kostenlose Tagesverpflegung aller Kinder an städtischen Kindergärten im Jahr kostet, kommt man auf einen Betrag von 407.592€. Die Stadt kann sich ja mal kreativ für ihre BürgerInnen einsetzen und einen Verpflegungs-Gutschein für Kinder an städtischen Kindertagesstätten erstellen. Der muss erst einmal nicht höher sein als 500.000€, damit Eltern, die ja gesetzlich verpflichtet sind, die Kosten der Verpflegung zu entrichten, diese bei der Stadt per Antrag wieder zurückbekommen können.
Wer sich jetzt fragt, wie das finanziert werden soll: Ein entsprechender Artikel der SZ vom 18.10.2019 (Seite 8, “Stadt nimmt deutlich mehr Geld ein als geplant”) nennt ein positives Jahresergebnis von 4,7 Millionen Euro im städtischen Haushalt. Das beweist, dass die Stadt gut haushaltet, aber ruhig auch ein paar Mehrausgaben einplanen kann.
Natürlich weiß ich, dass die Stadt sicher juristisch prüfen und den Vorschlag für nicht durchsetzbar erklären wird, aber es ist ein Versuch und zeigt der Landesregierung, dass die Prioritäten der Leute nicht bei irgendwelchen schwarzen Nullen liegt, sondern bei dem, was wirklich wichtig ist: Der soziale Aspekt einer Gesellschaft. Radebeul kann hier einen Schritt vorangehen. Wir müssten nur mal mutig sein.